Prof. DDr. Johannes Huber: Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging Das Internet ist voller Anti-Aging-Tipps von Flohsamen bis Eisschwimmen und die Forschung liefert täglich neue. Was davon anwenden? „Bei jedem Menschen funktioniert je nach Alterungstyp etwas anderes“, sagt der Anti-Aging-Spezialist Prof. DDr. Johannes Huber und gibt in seinem neuen Buch Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging Hinweise, wie jede und jeder die für sie oder ihn effizienteste Methode findet. Dabei spielen Laborwerte ebenso eine Rolle wie der, laut Huber, „wichtigste Arzt jedes Menschen: die innere Stimme.“  Insgesamt gibt es vier Alterungstypen, die nach Sollbruchstellen benannt sind: "Immunsystem", "Stoffwechsel", "Leber" und Niere". Mit Blutuntersuchungen lässt sich einfach herausfinden, wer welchem Alterungstyp angehört, ebenso mit Selbstbeobachtung. So kann sich etwa, wer regelmäßig an Grippe beziehungsweise grippalen Infekten erkrankt, dem Alterungstyp "Immunsystem" zuordnen und die für diesen Typ prädestinierten Anti-Aging-Maßnahmen ergreifen. Die zielen dann vor allem auf eine Stärkung der Immunabwehr ab. Huber verweist bei der Auswahl von Anti-Aging-Methoden auch auf natürliche Instinkte, die alle Menschen evolutionär mitbekommen haben, die sich in einer industrialisierten Medizin aber zurückentwickelt haben. "Der Bärlauch hat seinen Namen daher, weil ihn Bären nach dem Winterschlaf instinktiv als Mittel gegen Parasitenbefall fressen", sagt Huber. "Dieses Wissen darüber, was uns gut tut, schlummert auch tief in uns, wir müssen nur wieder einen Zugang dazu finden." DIE ROLLE DER HORMONE IN DER ANTI-AGING-MEDIZIN Besonderes Augenmerk legt der als "Hormon-Papst" bekannte Spezialist auf die Rolle der Hormone beim Anti-Aging. In seinem Buch stellen sich vier Frauen jenseits der 70 vor, die seit mindestens 25 Jahren Hormone nehmen und psychisch und physisch verblüffend jung geblieben sind. Offen sprechen sie über ihre Erfahrungen und über ihr intaktes Liebesleben, Fotos und Videoaufzeichnungen von beziehungsweise mit diesen Frauen liegen vor. Ursprüngliche Vorbehalte, derartige Hormonersatztherapien würden das Krebsrisiko erhöhen, sind inzwischen widerlegt, betont Huber, der dazu Studienergebnisse liefert: Richtig gemachte Hormonersatztherapien senken das Brustkrebsrisiko sogar. FASTEN, BEWEGUNG, KÄLTE UND STRESS Huber belegt, dass die beim Menschen wirksamen in der Natur vorkommenden Anti-Aging-Substanzen wie Salicylsäure Pflanzen immer dann produzieren, wenn sie Stress etwa durch Witterung ausgesetzt sind. Ein Phänomen, das es auch beim Menschen gibt. "Evolutionär bedingt produziert unser Körper junghaltende Substanzen zum Beispiel, wenn wir hungern, frieren oder flüchten müssen (also Sport betreiben). Mittlerweile ist die Anti-Aging-Medizin aber so weit, die Produktion dieser Stoffe auch durch Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente anzuregen. So etwa fördert der Stoff Spermidin genau wie das Fasten die Autophagie (Zellreinigung) und neue Medikamente haben einen ähnlichen Effekt wie Eisschwimmen oder kalt Duschen." DIE WINDSOR-METHODE In dem komplexen, teils aus der Antike und teils aus den Labors der modernen Anti-Aging-Forschung stammenden medizinischen Wissen in Die vier Quellen der Jugend finden sich auch zahlreiche konkrete Anwendungen. Eine davon ist das Gerstenwasser der britischen Windsor-Familie, das Queen Elisabeth II. seit ihrer Kindheit täglich trinkt. Das Auskochen der Gerste setzt das Zuckermolekül Beta-Glucan frei, das auf das Immunsystem wie eine Impfung wirkt und damit vor Bakterien und Viren schützt. Die derzeitige Forschung deutet darauf hin, dass sich damit womöglich sogar Krebs verhindern lassen könnte. Huber: "Womöglich hat Queen Elisabeth so etwas wie ihre eigene Impfung gegen Krebs entdeckt." BLICK IN DIE ZUKUNFT Die Anti-Aging-Medizin bietet zahlreiche Möglichkeiten, konfrontiert aber auch mit moralischen Fragen. Wie werden die Menschen leben, wenn sie durchschnittlich über hundert Jahre alt werden? Wie lange werden sie arbeiten? Wer wird für sie bezahlen oder auf wessen Kosten werden sie leben? Wie umgehen mit dem Konflikt zwischen Jung und Alt, der damit zwangsläufig wachsen wird?  DER AUTOR Prof. DDr. Johannes Huber studierte Theologie und Medizin. Von 1992 bis 2011 war er Leiter der klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Er ist in Wien und München als Arzt tätig, seine Vorträge und Bücher machten ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Rückfragen:  Sophia Volpini de Maestre sophia.volpini@edition-a.at +43 660 791 8721